"Das Geld war nicht meine Motivation"

Zur lebendigen Laufszene in der Schweiz gehören neben Vereinen und Clubs auch private Initiativen wie etwa die Swiss Marathonis von Patrick Gasser. Züri rännt hat mit dem 57-jährigen aus Nunningen SO über sein Projekt gesprochen.       

Patrick, im Spätsommer 2019 hast Du das Laufportal Swiss Marathonis lanciert - mit welcher Idee?
Tatsächlich gab es ganz am Anfang noch keinen konkreten Plan. Höchstens den Wunsch, möglichst viele Informationen zum Schweizer Laufsport an einem Ort zusammen zu bringen. Ein Thema war zum Beispiel selber einen Laufkalender zu erstellen, aber der Aufwand für so etwas ist sehr gross und alleine kaum zu schaffen. Also passierte nach dem Start zunächst nicht viel…

Aber dann kam Corona und als Folge davon hast Du im März 2020 die erste virtuelle Swiss Marathonis Challenge gestartet. Die Teilnahme war kostenlos und obendrauf gabs gratis eine Medaille, ist dies bis heute so?
Die ersten Challenges und Finishermedaillen waren gratis, weil das Geld nicht meine Motivation war. Ich wollte den Sportlerinnen und Sportlern einen Ersatz für die pandemiebedingt ausgefallenen Events anbieten! Die erste Swiss Marathonis Challenge hiess #runathome, und es ging wirklich nur darum, die Menschen damit zu motivieren, aktiv in Bewegung zu bleiben. Ab einem gewissen Punkt musste ich dann aber doch auch meine Kosten decken, da die Challenges und die Ideen für die Medaillen immer aufwendiger wurden - und es auch immer mehr Teilnehmer gab! Aber bis heute ist die Teilnahmegebühr an den Challenges mit 12 Franken inklusive Finishermedaille bewusst günstig gehalten. Ich will noch immer kein Geld damit verdienen, sondern weiterhin mit kreativen Ideen zum Laufen anregen.

Die virtuellen Challenges sind zum Swiss Marathonis Markenzeichen geworden, wieviele Läuferinnen und Läufer machen bei solchen Angeboten jeweils mit?
Der Höhepunkt war 2021 bei der 20x21Km Challenge mit fast 500 Anmeldungen! Seitdem sich die Lage nach Corona normalisiert hat und die Laufveranstaltungen wieder uneingeschränkt stattfinden können, gehen die Teilnehmerzahlen bei den Challenges kontinuierlich zurück. Aktuell sind es meist so um die 100. Aber der Rückgang stört mich nicht. Ich habe schon Freude daran, wenn ich nur eine Person dazu bringe, anstatt den Lift die Treppe zu benützen, damit sie beispielsweise für die 1 Million Steps Challenge ein paar Schritte mehr auf dem Konto hat. Auch gab es Menschen, die nur wegen einer meiner Challenges ihren ersten Marathon überhaupt gelaufen sind - und das finde ich einfach grossartig. Das Allerbeste ist aber natürlich, dass sich durch die Swiss Marathonis Community auf Social Media ganz tolle reale Freundschaften entwickelt haben von Menschen, die sich vorher nicht kannten!

Du läufst selber auch und bist zudem ein begeisterter Radrennfahrer, gehörte Sport schon immer zu Deinem Leben oder bist Du eher ein Spätzünder?
Richtig mit Sport habe ich angefangen, als ich meine Berufslehre begann und ich ziemlich schnell keine Lust mehr hatte auf die etwas umständliche Anreise mit dem ÖV an den Arbeitsort. So begann ich mit dem Radfahren. Fast zehn Jahre lang fuhr ich dann täglich mindestens 25 Kilometer, im Sommer wie im Winter. Das brachte mich auf ein sehr gutes Fitnesslevel. Als ich dann den Arbeitsort wechselte, gab es auch eine längere Sportpause. Zum Laufen kam ich erst vor rund 8 Jahren. Zuerst wollte ich wie viele möglichst schnell sein, inzwischen bin ich zum Genussläufer geworden, traue mich dafür aber auch an längere Distanzen wie die 100 Km von Biel oder an neue Laufformate wie den Backyard Ultra. Meine Empfehlung daraus: Traut euch an längere Distanzen - es macht so viel Spass!

Wer bist Du neben dem Sport?
Ich bin gelernter CNC-Mechaniker und war Abteilungsleiter auf dem Gebiet. So war die Prioritätenreihenfolge für lange Zeit Arbeit, Familie, Sport. Seit einem Jahr bin ich beruflich etwas weniger eingespannt und habe dadurch wieder mehr Zeit für Sport, was mir körperlich und mental sehr guttut. Mein Privatleben verläuft in ruhigen Bahnen; in bin seit 21 Jahren glücklich verheiratet!

Mit dem Mittelland Marathon organisierst Du auf dem 30. Dezember erstmals einen Laufevent mit. Gibt es kommerzielle Pläne für die Swiss Marathonis oder soll es ein privates Projekt bleiben, bei dem die Community und der Spass im Mittelpunkt stehen?
Der Spass steht immer an erster Stelle, da bleibe ich mir treu. Und mit dem Limit von 50 Startplätzen sind einer kommerziellen Ausrichtung erst mal enge Grenzen gesetzt. Es war aber schon lange ein Ziel von mir, mit Swiss Marathonis „Live“ zu gehen. Und jetzt habe ich mit Rene Leuenberger und Dominik von Känel zwei erfahrene Aktive aus der Lauf Community an meiner Seite, mit denen es möglich ist, auch originelle Ideen umzusetzen. Wir haben zusammen genommen schon an Hunderten Laufveranstaltungen aller Art teilgenommen und dabei tausende Kilometer absolviert. Mit diesen Erfahrungen organisieren wir jetzt unser erstes Lauf-Fest! Wir möchten nun auch einmal auf der anderen Seite vom Startnummerntisch stehen und den Läuferinnen und Läufern eine gute Zeit mit ihrem Sport ermöglichen. Das Start- Zielgelände ist eine Waldhütte mit Feuerstelle. Es wird super!

Danke für dieses Gespräch!

marathonis.ch
mittelland-marathon.ch