Divers auf dem Weg in den Laufsport
Beim Berlin Marathon 2022 stand erstmals eine dritte Geschlechterkategorie zur Auswahl für Menschen, die sich weder als Frau noch als Mann verstehen. Wie stehen Laufveranstalter in der Schweiz zum Thema? Züri rännt hat nachgefragt.
"Frau" und "Mann" sind die traditionellen Geschlechterkategorien bei der Anmeldung für einen Volkslauf oder einen Marathonevent. Eine bekannte Ausnahme ist der New York City Marathon, der seit mehreren Jahren nicht binäre Personen als dritte Geschlechtsidentität anerkennt. 2022 zog der Chicago Marathon nach. Ebenso der Berlin Marathon, der bei der 48. Austragung vom 25. September erstmals Divers als drittes Geschlecht aufführte.
Und in der Schweiz? "Die Nachfrage nach neuen Geschlechterkategorien scheint aktuell nicht wirklich vorhanden zu sein", sagt Andreas Grüter, Geschäftsleiter des Vereins Swiss Runners, dem mehr als fünfzig Schweizer Laufevents angehören. "Niemand hat bis jetzt solche Wünsche von der Läuferschaft erhalten." Als OK Chef des Luzerner Stadtlaufs ist Grüter dennoch von sich aus aktiv geworden. "Bei uns ist geplant, dass bei der Anmeldeplattform für 2023 ein Geschlecht "Divers" gewählt werden kann. Wie andere Stadtläufe haben wir viele Open-Kategorien, bei welchem die Teilnahme für alle Geschlechter und Jahrgänge möglich ist und die Teilnehmenden alphabetisch in der Rangliste geordnet werden." Auch beim Swiss City Marathon Luzern ist für 2023 eine Kategorie "Divers" geplant. "Aber ohne Rangierung", wie Geschäftsführer Reto Schorno ergänzt.
Bei der Human Sports Management AG, die unter anderem den Zürich Marathon ausrichtet, laufen die Abklärungen und Diskussionen rund um die Erweiterung der Geschlechterkategorien noch. CEO Armin Meier: Wir sind dem Thema gegenüber natürlich nicht verschlossen, warten aber noch etwas zu bis gewisse Punkte klarer sind." Meier spricht damit vor allem den Spitzensport an, wo es um Titel, Rekorde und teils um viel Geld geht.
Julien Lombard ist Leiter der Zürich Frontrunners, einer Laufgruppe des Rainbow Sportvereins Zürichs als Teil der LGBTQIA+ Gemeinschaft. "Wir sehen die Ausweitung von Gender im Laufsport und anderen Sportveranstaltungen als nächsten Meilenstein, den wir erreichen wollen", sagt Lombard. "Dies würde auch der Inklusion von LGBTQIA+ im Sport sehr helfen."
Während die Einführung einer dritten Geschlechterkategorie von einzelnen Schweizer Laufsport-Veranstaltern also auf 2023 geplant ist, hält sich die Politik noch zurück. So wurde anders als etwa in Deutschland oder Österreich hierzulande bisher kein amtliches drittes Geschlecht eingeführt. Dass die Thematik indes auch im Breitensport Kontroversen auslösen kann, zeigt die Reaktion eines weiteren OK Präsidenten. Dieser führte in seiner Antwort die Sprachregelung, die sich aus seiner Sicht mit der Anerkennung eines dritten Geschlechts ergeben würde, ad absurdum.
Gute Zusammenfassung der Debatte zum Thema "Weiblich, männlich oder divers?"
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