"Es hat sich eindeutig gelohnt"
Zu den positiven Bildern der letzten zwölf Monate gehört die wachsende Zahl von Menschen, die sich draussen bewegen. Darunter sind auch viele Beginner/innen. Züri rännt hat mit Mirjam Brander gesprochen, die während der Pandemie zur Läuferin wurde.
Mirjam, wir haben Dich bei der gemeinsamen Laufgruppe der Asylorganisation Zürich AOZ und Züri rännt kennengelernt und erfuhren dabei, dass Du während dem Lockdown im Frühjahr 2020 mit dem Laufen angefangen hast. Was gab damals den Ausschlag für den Einstieg?
Ich arbeite in der Reisebranche, die Covid-Pandemie hat mein Leben darum im März 2020 recht durcheinandergewirbelt mit Home Office und Kurzarbeit. Ich war nie sehr sportlich, aber ich habe gemerkt, dass ich nicht nur zuhause sitzen kann, sondern die Zeit für mich nutzen sollte. Eine weitere Motivation ist, dass ich gerne esse – ohne Bewegung wäre das nicht gut gekommen!
Hast Du für den Start Unterstützung gesucht?
Ich bin grundsätzlich recht unsportlich. In der Stadt gehe ich zwar meistens zu Fuss anstatt mit dem Tram, aber eigentlichen Sport habe ich kaum betrieben. Ich habe mir darum mit dem Programm «C25K», also «Couch to 5K» und der App dazu Hilfe geholt. So konnte ich mich in kleinen Schritten ans Laufen herantasten. In der ersten Woche wird zum Beispiel während 20 Minuten nur jeweils 60 Sekunden gejoggt, dann 90 Sekunden im Schritttempo gelaufen. Von Woche zu Woche läuft man so immer etwas länger und weiter und nach 8 Wochen hab ich dann 30 Minuten und schliesslich auch 5 Kilometer am Stück geschafft.
Wie fühlten sich die ersten Kilometer als Läuferin an – hat sich der Spass bald eingestellt?
Es dauerte eine Weile, bis ich mich wirklich als Läuferin gefühlt habe. Ich habe die Leute immer bewundert, die locker durch die Gegend joggen – mir sieht man die Anstrengung definitiv am roten Kopf an und ich wurde immer wieder überholt. Ich habe aber gemerkt, dass ich langsam aber sicher besser werde und mich beim Laufen immer wohler fühle. Zudem hab ich auch auf der Waage einen Unterschied gesehen, das hat mich zusätzlich motiviert, dran zu bleiben. Und jetzt bin ich ziemlich stolz auf meine Fortschritte!
Läufst Du zu fixen Zeiten oder schnürst Du die Laufschuhe spontan?
Dank Home Office bin ich flexibel und kann zwischendurch mal spontan den Kopf und die Beine «lüften» gehen. Ich laufe aber lieber früh als spät. Eine Joggingrunde macht den Tag sofort besser und ich fühle mich danach produktiver. Da meine Nachbarin ebenfalls im Home Office ist, hat sie sich mir einfach mal angeschlossen. Jetzt laufen wir regelmässig zusammen in der Mittagspause. Wenn ich mal nicht unbedingt Lust habe, motiviert sie mich und umgekehrt, so ergänzen wir uns super. Dank diesen Laufrunden haben wir uns besser kennengelernt und angefreundet, das ist ein weiterer positiver Nebeneffekt!
Wie bist Du auf die Idee gekommen, zwischendurch in einer Gruppe mitzulaufen?
Ich habe zufällig von der Laufgruppe von Züri rännt und der AOZ gelesen und das fand ich eine super Gelegenheit, um trotz Lockdown und Social Distancing wieder etwas unter Leute zu kommen. Ich schätze, dass Züri rännt so unkompliziert ist, alle sind willkommen und es kommen immer verschiedene Läufer. Es hat viele Vorteile, in einer Laufgruppe zu laufen. Ich laufe normalerweise ca. 5-7 km, aber in der Gruppe verlief sogar die 10 km Strecke überraschend einfach und positiv für mich!
Als erstes Wettkampfziel wolltest Du dieses Jahr beim 10 km Cityrun des Zürich Marathons starten. Suchst Du nach dessen Absage ein neues Ziel oder bleibst Du auch ohne Wettkämpfe fürs Weiterlaufen motiviert?
Einen Wettkampf zu bestreiten, bleibt ein Ziel von mir. Nur schon, weil ich mir das vor einem Jahr nie zugetraut hätte! Ich habe nun den Frauenlauf in Bern und den Greifenseelauf ins Auge gefasst und bin zuversichtlich, dass ich bald bei einem offiziellen Wettkampf ins Ziel laufen werde.
Seit Deinem Einstieg ist jetzt mehr als ein Jahr vergangen, hat sich das neue Hobby aus Deiner Sicht gelohnt?
Es hat sich eindeutig gelohnt! Nicht nur weil ich mich persönlich viel wohler in meiner Haut fühle, sondern auch weil ich durchs Laufen tolle Menschen kennengelernt habe. Das Laufen ist für mich eine persönliche Bereicherung und ein guter Ausgleich zum Bürojob geworden. Marathonläuferin werde ich wahrscheinlich nicht mehr, aber ich konnte mir selber beim Laufen ein paar Ziele setzen und werde das weiterhin tun!
Vielen Dank Mirjam und weiterhin viel Spass mit dem Laufen!
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