Neue Ideen für eine bessere Welt
Seit kurzem separiert Züri rännt beim Plogging Plastikdeckel und bringt sie "Buy Food with Plastic" mit Hauptsitz in Zürich. Lies zum Hintergrund das Züri rännt Interview mit Frida Hirt, Communications Manager der Organisation.
Frida, Geld können wir mit Züri rännt keines spenden, aber wir separieren beim Plogging neu die PP Plastikdeckel und -Ringe und bringen diese dann bei euch in Zürich vorbei, was geschieht danach mit ihnen?
Wir sind für jede Form der Unterstützung dankbar. Es ist wichtig, dass alle Menschen nach ihren Möglichkeiten handeln. Die von euch gesammelten Deckel werden verkauft; wir pflegen enge Kontakte zu potenziellen Abnehmerinnen und Abnehmern aus der Recyclingbranche. Die Erlöse aus dem Verkauf fliessen direkt in unsere Projekte. Unsere langfristige Vision ist es jedoch, dieses Plastik selbst in nützliche Produkte umzuwandeln, um so den Kreislauf zu schliessen. Sei es in Upcycling-Partnerschaften oder in einer eigenen Manufaktur in der Schweiz.
Ihr habt eure Organisation vor fünf Jahren gegründet und seid heute in Nicaragua, Ghana und Indien aktiv, warum gerade in diesen Ländern?
Wie wir gerne sagen, haben sich diese Länder für uns entschieden, nicht umgekehrt. Die Entscheidung, in Nicaragua, Ghana und Indien aktiv zu werden, ergab sich eher zufällig als geplant. Die Anfänge reichen zurück ins Jahr 2018, als Khalil, ein damaliger Student aus der Schweiz, in Nicaragua Urlaub machte. Dort wurde er von der Plastikverschmutzung und der damit einhergehenden Armut tief berührt. In Gesprächen mit Einheimischen entstand die Idee, Mahlzeiten im Austausch gegen Plastikflaschen anzubieten. Dies war die Geburtsstunde von Buy Food with Plastic. Das Konzept entwickelte sich erfolgreich. Im Jahr 2020 erreichte uns eine Anfrage aus Indien, inspiriert durch einen Instagram-Post. Vor etwa zwei Jahren war eine unserer Mitbegründerinnen in Ghana im Urlaub und stellte dort ihrem Reiseführer das Konzept von Buy Food with Plastic vor. Bald darauf organisierte dieser den ersten Community Event in Ghana! Unsere lokalen Country Manager haben aus eigenem Antrieb Interesse gezeigt und das Konzept von Buy Food with Plastic in ihren Gemeinden eingeführt. Sie waren und sind weiterhin davon überzeugt, dass unser Konzept in ihren Heimatländern einen positiven Einfluss haben kann. Wir sind davon überzeugt, dass die Eigeninitiative der Schlüssel zum Erfolg ist. Denn nur wenn die Betroffenen die Initiative für die Lösung lokaler Probleme ergreifen, werden Lösungsansätze wie unserer erfolgreich akzeptiert und umgesetzt.
Buy Food with Plastic klingt ebenso überraschend wie einleuchtend. Wie gelingt es, Plastikverschmutzung und extreme Armut gleichzeitig anzugehen?
Unsere Herangehensweise an die Bekämpfung von Plastikverschmutzung und Armut zeichnet sich durch ihre Einfachheit und Schnelligkeit aus. Wir akzeptieren Plastik, das überall verfügbar ist, als Zahlungsmittel und bieten bei Community-Events bis zu sieben Taglohn-Arbeitsplätze an. Diese Jobs bedeuten oft einen wertvollen Zusatzverdienst für Familien und die erhaltenen Mahlzeiten entlasten die Familienbudgets. Dieser scheinbar kleine Betrag kann grosse Veränderungen bewirken, wie die Reparatur eines Dachs, die Bezahlung von Stromrechnungen oder die Anschaffung von Schulmaterial. In kleinen Schritten können wir so Verbesserungen bewirken. Wir möchten betonen, dass wir nicht die alleinige Lösung für diese Probleme sind, sondern ein Teil vieler Lösungsansätze zur Verbesserung unserer Welt.
Ihr seid ein junges Team mit neuen Ideen, sind die Gesellschaft und die Zeit reif für euren Weg abseits von klassischen Hilfswerken oder bleiben viele Türen zu?
Unser Konzept findet breite Zustimmung. Besonders unser Ansatz zur Plastikmüllbekämpfung scheint den Nerv der Zeit zu treffen, da das Plastikproblem weltweit relevant ist. Wir haben herausgefunden, dass die Menschen sich mit unseren Lösungen identifizieren können und deren Wert schätzen. Überzeugend scheint unser Konzept auch deshalb zu sein, weil es mehrere grundlegende Probleme gleichzeitig angeht und sich aufgrund der Kreislaufwirtschaftsphilosophie längerfristig nachhaltig präsentiert. Das Interesse an unserem Konzept zeigt sich auch in den Spenden, die wir erhalten. Im letzten Jahr konnten wir einen Rekord bei den Spendeneinnahmen verzeichnen, und es sieht so aus, als würden wir diesen Rekord in diesem Jahr erneut übertreffen. Diese Unterstützung ermöglichte in den letzten zwei Jahren bedeutende Fortschritte: In Nicaragua konnten wir eine Upcycling-Manufaktur aufbauen. In Ghana haben wir ein Bürogebäude eröffnet und werden bald mit dem Plastikrecycling beginnen. In Indien steht die Einweihung unserer ersten Manufaktur in Mumbai bevor. In allen unseren Einsatzgebieten durften wir die Teams erweitern und bieten nebst den Festanstellungen auch Arbeit im Tageslohn an. Wir erhalten nicht nur finanzielle Hilfe, sondern auch wertvolle Sach- und Zeitspenden. Unsere Partner, Ehrenamtlichen und Vereine sowie Gruppen wie Züri rännt spielen dabei eine wichtige Rolle. Das allgemeine Interesse wächst stetig, was uns sehr freut.
Inwiefern ist Buy Food with Plastic auch ein Start-up mit kommerziellen Unternehmenszielen?
Tatsächlich verfolgen wir langfristig kommerzielle Ziele, um unsere Projekte nachhaltig zu gestalten. Unser Ziel ist es, dass die Manufakturen in unseren Einsatzgebieten sich selbst finanzieren können, indem sie das gesammelte Plastik verkaufen und nützliche Produkte aus Upcycling vermarkten. Wir möchten, dass sie langfristig unabhängig von Spenden werden, während die Community Events, wo Plastik gegen Essen eingetauscht wird, weiterhin stattfinden können. Der Aspekt der «Hilfe zur Selbsthilfe» ist uns besonders wichtig, weshalb wir durch kommerzielle Zielsetzung die Unabhängigkeit der lokalen Buy Food with Plastic-Organisationen anstreben. Die Unternehmensperspektive ist für uns entscheidend, da sie uns von den klassischen Hilfswerken unterscheidet.
Kann man in eurem Office in Zürich einfach mal reinschauen oder welchen Weg empfiehlst Du, wenn sich jemand für Eure Arbeit interessiert oder diese ebenfalls als Plastiksammler/in unterstützen möchte?
Besucherinnen und Besucher sind jederzeit in unserer Charity Gallery willkommen! Dort erzählen wir gerne mehr über unsere Organisation und unser Konzept. Neben der Plastiksammlung gibt es viele Möglichkeiten, uns zu unterstützen. Wir sind offen für jede Form der Unterstützung und dankbar für jedes Angebot!
Danke an Frida Hirt, Communication Manager bei Buy Food with Plastic, für dieses Interview.
Mehr Infos: Buy Food with Plastic
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